3D-Druck Materialien im Vergleich: Welches Filament ist das richtige für dein Projekt?
Du willst eine Handyhalterung drucken, die nicht gleich bricht? Oder ein Pflanzenschild, das Sonne und Regen überlebt? Dann stehst du wahrscheinlich vor der großen Frage: Welches Filament ist das richtige für dein Vorhaben?
PLA, PETG, ASA, ABS, TPU … klingt im ersten Moment wie eine Reise zurück in den Chemieunterricht, oder? Aber keine Sorge – hier erfährst du nicht nur, was die Materialien können, sondern welches du für dein Projekt wirklich brauchst – inklusive Praxistipps, Druckhinweisen und ehrlicher Empfehlungen! Wir zeigen dir, welches Filament du für deinen Alltag wirklich brauchst, wie es sich beim Drucken verhält und worauf du in puncto Temperatur, Outdoor-Tauglichkeit und Haltbarkeit unbedingt achten solltest. Bereit, das perfekte Material für dein nächstes Projekt zu finden? Dann lass uns gemeinsam Licht ins Filament-Dunkel bringen!
Die beliebtesten 3D-Druck-Materialien im Überblick
► PLA – der unkomplizierte Alleskönner für Einsteiger
PLA (Polylactid) ist das „Wohlfühl-Filament“ unter den 3D-Druckmaterialien. Es lässt sich kinderleicht drucken, liefert schöne Oberflächen und verzeiht kleine Fehler. Kein Warping, kein Gestank, kein Drama – einfach drucken und über einfache Druckbarkeit freuen.
Warum PLA genial ist:
- Es druckt sich leicht und verzieht sich kaum.
- Haftet hervorragend auf PEI, Glas oder mit Klebestift.
- Du brauchst keinen geschlossenen Bauraum.
- Es riecht nicht unangenehm.
- Es besteht aus nachwachsenden Rohstoffen.
Aber: PLA ist empfindlich. Schon 60 °C (z. B. bei sommerlichen Temperaturen im Auto) reichen, und dein Bauteil verformt sich. Also bitte nicht für Outdoor-Projekte verwenden.
💡 Pro-Tipp: Wenn du trotzdem mehr Stabilität willst, greif zu PLA+ oder Tough PLA – diese Materialien lassen sich fast genauso leicht drucken, halten aber deutlich mehr aus.
Typische Einsatzgebiete: Dekoobjekte, Figuren, Prototypen, Gehäuse, einfache Halterungen im Innenbereich, usw.
► PETG – der Allrounder für robuste Bauteile
PETG ist der perfekte Mittelweg zwischen PLA und ABS. Es ist fast genauso einfach zu drucken wie PLA, aber deutlich zäher und langlebiger. Außerdem ist es UV- und wasserbeständig – ideal also für den Außenbereich. PETG vereint also Stabilität und Witterungsbeständigkeit. Selbst im Sommer auf der Terrasse oder im Garten bleibt das Material formstabil. Es splittert nicht und lässt sich nachbearbeiten (bohren, schleifen, lackieren).
Was PETG auszeichnet:
- Es ist stabil, zäh, witterungsbeständig und bleibt auch bei Sommerhitze formstabil.
- Es ist UV- und wasserresistent.
- Sehr gute Schlagfestigkeit.
- Lässt sich relativ einfach drucken.
- Sehr gute Haftung auf PEI oder Glas, bei Bedarf kann man Klebestift verwenden.
- Kaum Warping, sehr zähe und flexible Oberfläche
Aber: Neigt leicht zu Fädenbildung (Stringing). Mit ein bisschen Retract-Feintuning und einem Lüfter bei 50–70 % bekommst du das aber gut in den Griff.
💡 Pro Tipp: Wenn du etwas mit Zug- oder Biegebelastung drucken willst (z. B. Halterungen für Garten oder Werkstatt), ist PETG unschlagbar. Und wenn du besonders klare Teile willst: Transparentes PETG liefert richtig coole Ergebnisse.
Typische Einsatzbereiche: Funktionale Teile, Halterungen, Vorrichtungen, Werkstatt-Tools, Outdoor-Projekte, usw.
► PCTG – der Premium-Allrounder mit extra Zähigkeit
Wenn dir PETG schon gefällt, wirst du PCTG lieben. Das Material ist sozusagen die „nächste Generation“ von PETG – mit besserer Schlagzähigkeit, höherer Temperaturbeständigkeit und noch stabilerer Layer-Haftung. Es wird zunehmend als professionelle Alternative zu PETG eingesetzt, vor allem bei Anwendungen, die wirklich etwas aushalten müssen.
Was PCTG auszeichnet:
- Deutlich schlagfester als PETG – perfekt für Bauteile mit mechanischer Belastung.
- Temperaturbeständig bis ca. 80–90 °C (PETG liegt meist bei 70 °C).
- Hervorragende chemische Resistenz, z. B. gegen Öle oder Reinigungsmittel.
- Exzellente Layerhaftung und kaum Warping.
- Sehr gute optische Klarheit – perfekt für transparente Drucke.
- Starke Layerhaftung auf dem Druckbett – ein flexibles PEI-Bett ist daher Gold wert.
Aber: PCTG ist etwas anspruchsvoller in der Kühlung – zu viel Lüfterleistung kann die Layerhaftung verschlechtern.
💡 Pro-Tipp: Wenn du regelmäßig funktionale Teile druckst, die Stöße aushalten oder leicht biegen dürfen, ist PCTG das stabilere Upgrade zu PETG – ganz ohne die Druckprobleme von ABS.
Typische Einsatzbereiche: Funktionale Bauteile, Halterungen, mechanisch belastete Objekte, technische Prototypen, usw.
► ABS – das Industrie-Material für Anspruchsvolle
ABS ist ein echter Klassiker aus der Industrie – viele Alltagsprodukte (z. B. LEGO-Steine) bestehen daraus. Es ist extrem schlagfest, temperaturbeständig und langlebig. Allerdings braucht es beim Drucken etwas mehr Know-how.
ABS ist das richtige Material, wenn du etwas Funktionales und Belastbares brauchst. Es verzieht sich leicht, daher ist eine gleichmäßige Temperatur im Druckraum entscheidend. Ein weiterer Pluspunkt: ABS lässt sich nachträglich mit Aceton glätten – perfekt für glänzende Oberflächen ohne sichtbare Layer.
Was ABS kann:
- Hält Temperaturen bis 100 °C aus.
- Sehr widerstandsfähig gegen Stöße und Belastung.
- Für die Haftung wird Haftungsspray empfohlen.
- Lässt sich nachbearbeiten (bohren, schleifen, Aceton glätten).
Aber: Es neigt stark zum Warping und Rissbildung. Ohne geschlossenen Bauraum wird es schwierig – und der Geruch beim Drucken ist nichts für empfindliche Nasen.
💡 Pro-Tipp: Wenn du die Stabilität willst, aber nicht den Ärger – probier ASA. Das ist die modernere Variante und viel weniger zickig.
Typische Einsatzbereiche: Mechanische Teile, Fahrzeugkomponenten, Werkzeuge, usw.
► ASA – das wetterfeste Upgrade von ABS
ASA (Acrylnitril-Styrol-Acrylat) ist quasi ABS in clever – gleich robust, aber UV- und witterungsbeständig. Es hält Sonne, Regen und Wind problemlos stand und vergilbt nicht.
Warum du ASA wählen solltest:
- Hohe UV-Beständigkeit (vergilbt nicht).
- Hohe Temperaturtoleranz bis ca. 95 °C.
- Kaum Warping bei guter Betthaftung.
- Für eine gute Haftung wird Haftungsspray oder PEI empfohlen.
- Gute Layerhaftung, kaum Schrumpfung.
Aber: Geschlossener Bauraum vorteilhaft, da sonst Rissbildung möglich ist.
💡 Pro Tipp: Wenn du stabil und wetterfest willst, aber nicht mit ABS kämpfen möchtest – ASA ist dein Freund.
Typische Einsatzbereiche: Außenanwendungen, Autozubehör, langlebige Halterungen, usw.
► TPU – das flexible Filament mit Gummi-Feeling
TPU (Thermoplastisches Polyurethan) ist das richtige Material, wenn du Elastizität brauchst. Es lässt sich biegen, dehnen und kommt immer wieder in Form zurück. Mit TPU kannst du flexible und belastbare Teile drucken – etwa Vibrationsdämpfer, Kabelhalter, Riemen oder Handyhüllen.
Wodurch sich TPU auszeichnet:
- Flexibel & abriebfest.
- Stoßdämpfend.
- Chemikalienbeständig.
- Haftet sehr gut auf PEI oder Glas.
- Direktantrieb wird empfohlen, langsames Drucken (~30 mm/s) und reduzierter Retract sind ein Muss.
Aber: Achte darauf, dass dein Extruder für flexible Filamente geeignet ist, sonst staut sich das Material im Vorschub.
💡 Pro Tipp: TPU-Filamente gibt es in unterschiedlichen Härtegraden (Shore A). Je kleiner die Zahl, desto weicher das Material. Shore 95A ist noch leicht druckbar, Shore 85A schon richtig gummiartig.
Typische Einsatzgebiete: Handyhüllen, Vibrationsdämpfer, Dichtungen, Schuhsohlen, usw.
► Nylon – das Biest für Technik-Freaks
Nylon ist superstark, widerstandsfähig und fast unzerstörbar – aber auch anspruchsvoll. Wenn du technische Bauteile drucken willst, die echten Belastungen standhalten müssen, ist Nylon unschlagbar.
Was Nylon kann:
- Extrem zug- und abriebfest.
- Etwas flexibel – bricht nicht so leicht.
- Hervorragende Layerhaftung.
- Für eine gute Haftung wird ein Klebestift empfohlen.
Aber: Nylon zieht Feuchtigkeit wie ein Magnet. Schon ein Tag an der Luft reicht, und es druckt sich wie Popcorn. Darum: Immer vor dem Druck trocknen! Wenn du es nicht vor dem Druck trocknest, bekommst du Blasen und unruhige Oberflächen. Außerdem benötigt Nylon hohe Temperaturen, da es zu Warping neigt.
💡 Pro-Tipp: Nylon lässt sich super mit Carbon- oder Glasfasern kombinieren – das ergibt ultrastabile High-Performance-Filamente.
Typische Einsatzbereiche: Zahnräder, Scharniere, Maschinenkomponenten, usw.
► PC – das High-Performance-Material für extreme Belastungen
Wenn du maximale Stabilität brauchst, kommst du an PC (Polycarbonat) kaum vorbei. Das Material ist in der Industrie Standard – dort, wo Teile hohe Temperaturen, Stöße oder dauerhafte Belastung aushalten müssen. Im 3D-Druck ist PC die Powerklasse unter den Filamenten: stark, hitzebeständig und nahezu unzerstörbar.
Was PC auszeichnet:
- Extrem hohe Schlagfestigkeit – fast unzerbrechlich.
- Hitzebeständig bis ca. 110–120 °C.
- Sehr hohe Maßhaltigkeit und Steifigkeit.
- Transluzent oder glasklar erhältlich – ideal für funktionale Designs.
- Chemisch beständig gegen Öle, Fette und viele Lösungsmittel.
- Geschlossener Bauraum mit konstant warmer Temperatur (über 50 °C) wird empfohlen.
Aber: PC ist ein Material für Fortgeschrittene. Es braucht hohe Temperaturen und eine kontrollierte Druckumgebung, sonst neigt es zu Warping oder Layer-Trennung. Daher heißt es: Geschlossener Bauraum ist fast Pflicht; das Druckbett sollte gut beheizt (mind. 100 °C) und die Haftung stark sein – z. B. mit speziellem Haftkleber oder PC-Buildplate. Außerdem nimmt PC schnell Feuchtigkeit auf – das führt zu Blasen und rauen Oberflächen. Also: vor dem Druck unbedingt trocknen!
💡 Pro-Tipp: Für Einsteiger, die PC ausprobieren wollen, gibt’s PC-Blends (z. B. PC-ABS oder PC-PBT). Diese sind einfacher zu drucken, aber behalten den größten Teil der PC-Stabilität.
► PP – das widerstandsfähige Leichtgewicht für Spezialanwendungen
PP, also Polypropylen, ist eines dieser Materialien, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkt – aber im Alltag fast überall steckt: Lebensmittelbehälter, Scharniere, Auto-Innenverkleidungen oder Verpackungen.
Im 3D-Druck glänzt PP durch seine Kombination aus Flexibilität, Haltbarkeit und chemischer Beständigkeit – es ist robust, langlebig und lässt sich sogar biegen, ohne zu brechen.
Was PP auszeichnet:
- Hohe Zähigkeit & Ermüdungsfestigkeit – perfekt für bewegliche Teile.
- Sehr geringes Gewicht (eines der leichtesten Druckmaterialien).
- Ausgezeichnete chemische Beständigkeit gegen Öle, Fette & Säuren.
- Leicht flexibel – lässt sich biegen, ohne zu brechen.
- Geschlossener Bauraum wird empfohlen.
Aber: PP ist berüchtigt für seine schlechte Haftung auf herkömmlichen Druckbetten. Es haftet fast auf nichts – außer auf sich selbst. Darum funktioniert es am besten auf PP-Druckplatten oder speziellen Haftfolien, die ebenfalls aus Polypropylen bestehen. Ein geschlossener Bauraum hilft, Warping zu minimieren.
💡 Pro-Tipp: Wenn du Probleme mit der Betthaftung hast, drucke auf PP-Folie oder Verpackungsband – das sorgt für eine superstarke Verbindung und sauberes Ablösen nach dem Druck.
Typische Einsatzbereiche: Technische Bauteile, Maschinenkomponenten, Werkzeuge, Drohnenteile, Beleuchtungsabdeckungen, Fahrzeugteile, usw.
► Composite Filamente – Holz, Carbon, Glasfaser & co.
Diese Spezialfilamente kombinieren Standardmaterialien (meist PLA, PETG oder Nylon) mit Fasern oder Partikeln wie Holz, Carbon oder Glas. Sie sorgen für ein einzigartiges Finish oder verbessern die mechanischen Eigenschaften des Materials.
Was Composite-Filamente können:
- Carbonfaser: leicht & superstabil.
- Holz: natürliche Optik & matte Oberfläche.
- Glasfaser: extrem steif und temperaturbeständig.
Aber: Sie sind abrasiv, also unbedingt eine gehärtete Düse verwenden, sonst verabschiedet sich deine Nozzle bald.
💡 Pro-Tipp: Composite-Filamente sind oft empfindlicher bei Retract und Layerwechsel – lieber langsam und gleichmäßig drucken. Und bitte vor dem Druck unbedingt erkunden, was für eine Düse benötigt wird!
Typische Einsatzbereiche: Designobjekte, Prototypen, stabile Leichtbauteile, usw.
► PVA – das wasserlösliche Support-Material für komplexe Drucke
Manchmal ist ein 3D-Druck einfach zu kompliziert für nur ein Material. Wenn du z. B. ein Modell mit vielen Überhängen, Hohlräumen oder beweglichen Teilen drucken willst, kommt PVA (Polyvinylalkohol) ins Spiel – das Support-Material, das sich in Wasser auflöst. Vorgang: Nach dem Druck legst du das gedruckte Modell einfach in warmes Wasser, wartest ein paar Stunden – und die Supports lösen sich rückstandsfrei auf. Kein mühsames Abbrechen, kein Risiko, das Modell zu beschädigen.
Was PVA auszeichnet:
- Wasserlöslich – Supports verschwinden von selbst – ohne Rückstände.
- Sehr gute Haftung auf PLA und PETG.
- Saubere, glatte Oberflächen nach dem Entfernen.
- Perfekt für Dual-Extruder-Drucker.
Aber: PVA ist feuchtigkeitsempfindlich – wirklich empfindlich. Es zieht Wasser aus der Luft und wird dann unbrauchbar. Darum: Immer trocken lagern! (am besten in einer Trockenbox oder mit Silikagel) und nicht zu heiß drucken, sonst kann es karamellisieren und die Düse verstopfen.
💡 Pro-Tipp: Wenn du Supportstrukturen für hitzebeständige Materialien (z. B. ABS oder Nylon) brauchst, nimm lieber BVOH oder HIPS – die vertragen höhere Temperaturen und lösen sich in anderen Flüssigkeiten (z. B. Limonen) auf.
Typische Einsatzbereiche: Komplexe, überhängende Modelle, mechanische Bauteile mit beweglichen Gelenken, Prototypen mit Innenkanälen oder Hohlräumen, usw.
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Kleiner Realitätscheck: Jedes Filament ist ein kleines Unikat – selbst wenn auf der Rolle dasselbe Material steht. Je nach Hersteller, Rezeptur und Additiven können sich Druckverhalten, Oberflächenfinish und Temperaturbeständigkeit unterscheiden. Manche PLA-Filamente sind z. B. hitzebeständiger als andere, PETG kann mal zäher, mal glänzender sein. Schau dir daher vor dem Druck am besten immer die empfohlenen Parameter des jeweiligen Herstellers an – und probiere ein, zwei Testdrucke aus. So holst du das Maximum aus deinem Material heraus. |
Kurz gesagt:
| Einsatzbereich | empfohlenes Material | warum |
| Deko, Figuren & Modelle | PLA | einfach zu drucken, sauber, detailreich |
| Alltagsteile & Halterungen im Innenraum | PLA+, PETG | stabiler und haltbarer als Standard-PLA |
| funktionale Teile & Werkstattobjekte | PETG, PCTG | schlagfest, zäh, langlebig |
| Outdoor-Projekte | ASA, PETG | UV- & wetterbeständig |
| hitzebeständige Teile | ABS, PC, ASA | formstabil bis über 100 °C |
| flexible Objekte | TPU | gummiartig, elastisch |
| technische Hochleistungsteile | Nylon, PC, PC-Blend | extrem stabil, abriebfest |
| leichte & chemikalienresistente Teile | PP | flexibel, beständig gegen Chemikalien |
| komplexe Formen mit Überhängen | PVA | wasserlösliche Stützstrukturen |
| Designobjekte mit Spezialoptik | Holz-, Carbon-, Glasgefüllte Filamente | besondere Haptik oder edle Oberfläche |
Wenn du dich noch unsicher fühlst, hilft dir diese kleine Faustregel:
- Neu im 3D-Druck? → Starte mit PLA
- Willst du etwas, das was aushält? → Nimm PETG oder PCTG
- Soll’s nach draußen? → ASA ist dein bester Freund
- Es muss flexibel sein? → TPU
- Es muss unzerstörbar sein? → PC oder Nylon
- Du willst was Leichtes & Chemie-resistentes? → PP
- Komplexe Formen oder bewegliche Teile? → PVA als Support
- Du willst was fürs Auge? → Holz- oder Carbongefüllt
Technische Datenblätter – dein Schlüssel zum perfekten Druckergebnis
Klar, niemand liest gern Datenblätter – aber beim 3D-Druck sind sie Gold wert. Das Technische Datenblatt (TDS) deines Filaments ist sozusagen der Personalausweis des Materials. Dort findest du alle wichtigen Infos, die dir helfen, deine Druckparameter optimal einzustellen und realistisch einzuschätzen, was das Material wirklich kann. Die Werte im Datenblatt sind also nicht nur für Profis relevant. Wenn du weißt, wie sich ein Material verhält, kannst du viel gezielter auswählen und Fehldrucke vermeiden.
In jedem Datenblatt findest du eine Liste mit Eigenschaften, gemessen nach bestimmten Normen (ASTM, ISO etc.). Diese Werte klingen auf den ersten Blick trocken, verraten dir aber sehr viel über das Verhalten deines Filaments beim Drucken und im Einsatz danach. Hier erfährst du, was die wichtigsten von ihnen bedeuten – und was du daraus praktisch ableiten kannst:
Flexural Modulus (E-Modulus) – Steifigkeit beim Biegen: Je höher dieser Wert, desto steifer ist das Material. Ein Filament mit hohem E-Modul (z. B. PC, Nylon CF) biegt sich kaum und bleibt formstabil – ideal für funktionale, tragende Teile. Ein niedriger Wert (z. B. bei TPU oder PP) bedeutet: eher flexibel oder biegsam.
Flexural Strength – Widerstand beim Biegen bis zum Bruch: Gibt an, wie viel Belastung das Material beim Biegen aushält, bevor es bricht.
Das ist relevant, wenn du Teile druckst, die sich leicht durchbiegen (z. B. Halterungen, Hebel). Je höher der Wert, desto bruchsicherer das Material.
Tensile Strength – Zugfestigkeit: Zeigt, wie stark du an einem Teil ziehen kannst, bevor es reißt. Ein hoher Wert heißt hier robust gegen Zugbelastung.
Tensile Modulus – Steifigkeit unter Zug: Ähnlich wie der E-Modul beim Biegen, aber hier geht’s um Zugspannung. Ein hoher Wert bedeutet weniger Dehnung unter Belastung.
Elongation at Yield / at Break – Dehnbarkeit: Das zeigt, wie stark sich das Material dehnen lässt, bevor es reißt. PLA hat oft < 10 %, TPU dagegen > 300 %. Je höher dieser Wert, desto flexibler und stoßresistenter ist das Filament. Bei niedrigen Werten ist das Material spröde und bricht eher.
Notched/Unnotched Impact Strength – Schlagzähigkeit: Beschreibt, wie gut das Material plötzliche Stöße aushält – z. B. wenn dein Teil runterfällt. „Notched“ bedeutet mit Kerbe (schwächster Punkt), „Unnotched“ ohne. Je höher der Wert, desto bruchsicherer und schlagfest.
VICAT – Wärmeformbeständigkeit: Zeigt, ab wann das Material unter Last weich wird. Das ist der entscheidende Wert, wenn dein Druckteil Wärme aushalten muss – z. B. im Auto oder in der Sonne. Bei niedrigen Werten verformt sich das Material schnell, bei höheren Werten bleibt das Material stabil.
Melting Temperature – Schmelzpunkt: Sagt, ab wann das Material überhaupt fließt. Das hilft dir, die Drucktemperatur einzuschätzen – immer etwas darunter bleiben.
MFR (Melt Flow Rate) – Fließverhalten: Beschreibt, wie leicht das geschmolzene Material fließt. Hoher Wert = fließt sehr leicht (gut für feine Details), niedriger Wert = zäher Fluss (besser für stabile Layerhaftung).
HDT/B – Wärmeformbeständigkeit unter Last: Sehr ähnlich zur VICAT-Angabe, aber praxisnäher – beschreibt, wann sich das Material bei Belastung verformt.
Shrinking – Schrumpfung: Zeigt, wie stark das Material beim Abkühlen schrumpft. Je höher, desto größer das Risiko für Warping und verzogene Drucke.
Density – Dichte: Je höher, desto schwerer das Material. Das wirkt sich auf Gewicht und Filamentverbrauch aus – z. B. bei Drohnen- oder Leichtbauteilen relevant.
💡 Tipp aus der Praxis: Wenn du mehrere Filamente vergleichst, schau dir zuerst Zugfestigkeit, VICAT-Temperatur und Schrumpfrate an. Diese drei Werte verraten dir am schnellsten, wie stabil, hitzebeständig und einfach zu drucken das Material ist.
So nutzt du diese Daten praktisch:
| Du willst... | dann achte auf... | Begründung |
| robuste Bauteile | hohe Zug- & Biegefestigkeit | mehr Belastbarkeit |
| flexible Teile | hohe Bruchdehnung | elastischer & stoßresistenter |
| Outdoor- & hitzebeständige Teile | hohe VICAT- & HDT-Werte | verformt sich nicht in der Sonne |
| feine Details | höherer MFR | fließt besser durch die Düse |
| weniger Warping | niedrige Schrumpfrate | bleibt Maßhaltig auf dem Bett |
| optisch saubere Oberfläche | hohe Härte | kratzfest & glatt |
So vergleichst du Materialien sinnvoll
Filamente unterscheiden sich nicht nur in Farbe und Preis, sondern in vielen Eigenschaften, die über Erfolg oder Misserfolg deines Drucks entscheiden. Mit dieser Übersicht siehst du auf einen Blick, welches Material wo glänzt – und wo seine Grenzen liegen.
Die Sterne zeigen dir auf einen Blick, wie gut ein Material in einem bestimmten Bereich abschneidet. Mehr Sterne = bessere Leistung. Ein Material mit ⭐⭐⭐⭐⭐ ist also besonders stark oder einfach zu drucken – eines mit ⭐ dagegen eher empfindlich oder anspruchsvoll. So kannst du schnell erkennen, welches Filament am besten zu deinem Projekt passt.
| Eigenschaft | PLA | PETG | PCTG | ABS | ASA | TPU | Nylon | PC | PP |
| Druckbarkeit | ⭐⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐ | ⭐ | ⭐⭐ |
| Festigkeit | ⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐ |
| Schlagzähigkeit | ⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐ |
| Flexibilität | ⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐ | ⭐ | ⭐ | ⭐⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐ | ⭐⭐⭐⭐ |
| Hitzebeständigkeit | ⭐⭐ | ⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐ |
| Temperaturbeständigkeit | ⭐ | ⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐ |
| UV-/Witterunsbeständigkeit | ⭐ | ⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐ | ⭐ | ⭐⭐⭐⭐⭐ | ⭐⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐⭐ | ⭐⭐⭐ |
| Warping-Gefahr | niedrig | niedrig | niedrig | hoch | mittel | niedrig | mittel | hoch | mittel |
| Nachbearbeitung | sehr einfach | gut | gut | sehr gut | gut | schwer | gut | gut | eingeschränkt |
| Trocknung | empfohlen | notwendig | notwendig | empfohlen | empfohlen | notwendig | notwendig | notwendig | empfohlen |
Auch wenn in der Tabelle typische Eigenschaften stehen, kann sich jedes Filament – je nach Hersteller, Rezeptur und Farbzusatz – ein bisschen anders verhalten. Ein PLA ist also nicht immer gleich PLA. Manche Sorten sind härter, andere glänzender oder hitzebeständiger. Ein kurzer Blick ins technische Datenblatt des jeweiligen Filaments lohnt sich immer – dort findest du genaue Angaben zu Drucktemperatur, Festigkeit oder Hitzebeständigkeit. So kannst du die Werte mit deinen Anforderungen vergleichen und das Material perfekt einstellen.
Tipp aus der Praxis
► Falls du dir unsicher bist, wie sich ein Material beim Druck verhält, mach ein Kalibrierungswürfel. Check mit einem kleinen Testobjekt, ob Temperatur, Flow und Layer passen. Spart Filament und Nerven.
► Temperaturtuning lohnt sich. Wenn du Fäden siehst → Düse leicht runterdrehen. Wenn Layer schlecht haften → etwas höher gehen.
► Denk immer an die Umgebung, in der dein Bauteil später eingesetzt wird:
- Innen oder außen?
- Warm oder kalt?
- Dekoration oder Funktionsteil?
► Bauraum-Temperatur beachten! Gerade Materialien wie ABS, ASA oder PC mögen keine Zugluft – Drucker abdecken oder in einem geschlossenen Gehäuse arbeiten.
► Sauberes Druckbett = halber Erfolg. Isopropanol wirkt Wunder. Fingerabdrücke oder Staub sind oft die Ursache für schlechte Haftung.
► Lagerung nicht unterschätzen. Viele Filamente (z. B. Nylon, PVA, TPU) saugen Feuchtigkeit aus der Luft. Lagere sie in luftdichten Boxen mit Silikagel.
Je klarer du diese Fragen beantwortest, desto leichter findest du dein Material. Und falls du zwischen zwei Optionen schwankst: Fang mit der einfacheren an (meist PLA oder PETG) und arbeite dich Schritt für Schritt zu den anspruchsvolleren Materialien vor.
Fazit: Dein Projekt, dein Material
Jedes Filament erzählt seine eigene Geschichte – und genau das macht den 3D-Druck so spannend. Unsere Tabellen und die Materialbeschreibungen geben dir einen klaren Überblick, doch vergiss nicht: Je nach Hersteller, Farbzusatz oder Formulierung können sich die Eigenschaften leicht unterscheiden. Ein kurzer Blick ins technische Datenblatt hilft dir, dein Filament besser zu verstehen und das Beste aus deinem Drucker herauszuholen.
Und wenn du dir einmal unsicher bist – keine Sorge. Das Team von 3DJake steht dir immer mit Rat und Erfahrung zur Seite. Ob du Tipps zur Materialwahl brauchst, Hilfe bei den Druckeinstellungen suchst oder einfach Inspiration für dein nächstes Projekt – wir sind für dich da.
Also: Experimentiere, entdecke, wachse mit jedem Druck – und finde dein Lieblingsfilament. Denn am Ende zählt nicht nur, was du druckst, sondern auch, wie viel Freude du dabei hast!
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